Müll gesucht, Freu(n)de gefunden!

21.04.2019

Heute am Ostersonntag war es endlich soweit! Schon lange habe ich mir vorgenommen meinem Ärger über achtlos weggeworfene und heimlich deponierte Müllansammlungen einfach mal durch freiwilliges Aufräumen (frische) Luft zu machen. Das Wetter war wunderbar und ich hatte einen freien Tag was nicht sehr häufig vorkommt wenn man so viele Ideen und Interessen wie ich hat. "Bewaffnet" mit Handschuhen, einem Greifer und ner Rolle gelber Säcke zog ich also am frühen Ostersonntagnachmittag mit schöner Musik in den Ohrstöpseln los... Wo ich anfangen wollte war mir schon seit Tagen klar, denn wie heißt es so schön: wenn Du die Welt verbessern willst, fange vor deiner Haustüre an. So nahm ich mir den Fahrradweg neben der Kreisquerverbindung vor, den ich beinahe jeden Tag entlang fahre und wo erst Anfang der Woche die Reste von einem ausgiebigen Menü bei einem Schnellrestaurant den Weg aus irgendeinem Autofenster in den Straßengraben gefunden haben. Also sozusagen mein Weg. 

Ich fing bei der Bank am Ende des Weges an wo sich vermutlich Abends die ein oder andere Partygemeinde zum Vorglühen trifft, mit den Schnapsflaschen sowie den ganzen Flachmännern von Gassigehern und Streunern hätte man eine ganze Fußballmannschaft unter den Tisch trinken können. Schnell war ich im Modus und merkte kaum wie ich mich Stunde um Stunde Meter für Meter zielstrebig voranarbeitete. Mal hier ein Spinnennetz im Gesicht, mal da nen Dornenkratzer an den Armen sammelte ich fleißig jeden Schnipsel und füllte meine Säcke, die ich an den Wegrand stellte. Meine Gedanken kreisten um die achtlos weggeworfenen Sachen und der Erkenntnis, dass auch ich mich früher hin und wieder mal so rücksichtslos verhalten hatte. Mein Fazit: Das was wir brauchen ist kein neues Verbot, keine andere Politik, sondern grundsätzlich einen Einstellungswandel jedes einzelnen. Erst gehen einige vor und dann kommt der Rest von alleine nach, so funktionieren große Veränderungen.

In meiner Aufräumtrance stellte ich eine Top 5 der Verpackungssünden auf und philosophierte wer diese Menschen wohl waren und warum sie den Müll unbedingt, sofort und hier loswerden mussten. Neben den ganzen Alkoholflaschen waren mit Abstand die häufigsten Abfälle Zigarettenschachteln und Kaffeebecher, dicht gefolgt von Papierchen einschlägig bekannter Schokoprodukten "für Kinder" und diese Dosen mit dem Stier drauf. Auch lüftete ich das dunkle Geheimnis eines faulen Prospektverteilers. Halbwegs sorgfältig eingegraben hatte dieser sich an drei unterschiedlichen Stellen etwa 1500 Speisekarten eines Pizzalieferservice aus Weiskirchen, der sie auf meinen Anruf hin durch einen Fahrer abholen ließ und sich freundlich bedankte, entledigt.  Als ich schon wirklich weit gekommen war sprach mich ein vorbeifahrender Radfahrer mit einem schick lackierten Lastenrad an und war recht beeindruckt, dass ich einfach so aus eigener Motivation aufräume. Alexander* kam aus Waldacker und war auf dem Weg nach Seligenstadt um seinen Papa ein paar Sachen ins Krankenhaus zu bringen. Neben dem Koffer in seiner Cargobox war eine Kiste mit gesammelten Flaschen und Dosen. Auch er sammelt wie sich herausstellte hier und da ein was andere einfach wegwerfen, weil er es einfach nicht sehen -und liegenlassen- kann. Wir redeten darüber wie blödsinnig wir es finden, dass der in guter Absicht getrennte "Wertstoff" aus dem gelben Sack im Jahr 2019 immer noch überwiegend einfach verbrannt -nicht wie 1990 versprochen recycled- wird, dass wir beide meißtens einen kleinen Aschenbecher für unsere Zigarettenkippen bei uns tragen, wo und was er schon überall gesammelt hat auf seinen alltäglichen Wegen und über die Critical Mass (Ich erkannte das Logo auf seinem T-Shirt). Das war eine schöne Erfahrung und ich freute mich richtig darüber zu wissen, dass es noch Menschen auf der Welt gibt denen die Natur nicht völlig sch***egal ist und die darüber hinaus auch etwas tun statt nur über eben jene zu schimpfen denen sie scheinbar egal ist oder die sich zumindest so verhalten. 

Beim zusammenstellen und Fotografieren der "Beute(l)" bedankte sich ein junger Vater bei mir für meinen selbstlosen Einsatz. Völlig beeindruckt und sichtbar gut gelaunt ging er dann mit seinem Kinderwagen weiter und ich machte mich auf den Weg zum Altglascontainer. Zum Glück kann man bei der Stadt illegal abgelagerten Müll melden damit er abgeholt wird, so musste ich mich nicht noch um die Säcke kümmern. Als ich nach einer Abschlusszigarette dann den Heimweg antrat und das schöne satte Grün um mich herum sah und nicht einen einzigen Schnipsel auf dem Boden musste ich herzlich lachen! Ein regelrechter Endorphinschub raste durch meinen Körper und ich freute mich so richtig über "meinen" schönen sauberen Feldweg! 

Diese Zeit werde ich mir nun öfters nehmen, dachte ich mir. Vielleicht stecke ich ja sogar jemanden an... Ich wünsche mir jedenfalls nicht, daß alle das machen was ich Heute gemacht habe, sondern viel mehr, daß jeder seinen Müll einfach bei sich behält und dann bei Gelegenheit in den Mülleimer schmeißt, kann ja nicht so schwer sein ;)

So ne Musik würd ich auch wegschmeissen! Allerdings in die Mülltonne...





Als ich fertig war hatte ich sage und schreibe 6 gelbe Säcke je fast voll, einen Stapel Prospekte und eine Einkaufstüte voller Altglas

*Name geändert


Erstellen Sie Ihre Webseite gratis! Diese Website wurde mit Webnode erstellt. Erstellen Sie Ihre eigene Seite noch heute kostenfrei! Los geht´s